DIE REISE VOM PROTOTYPEN ZUM PRO V1- Von Eric Soderstrom
Es ist ist der letzte Tag im Oktober, kurz nach 7 Uhr morgens, 15 Meilen westlich vom Las Vegas Strip. Die Sonne, die die Gebirgskette schon in Licht taucht, hat die Driving Range des TPC Summerlin noch nicht erreicht. Es ist kühl und ruhig, so weit ein ganz normaler PGA-Tour-Montag. Untermalt vom Golfwagen-Motorengeknatter und dem Geplauder von fünf ehrenamtlichen Helfern, die sich Geschichten über ihre Begegnungen mit Berühmtheiten hier bei der "Shriners Hospitals for Children Open" erzählen.
Sie sind in einem Zelt auf der anderen Seite der Range untergebracht. Hier verbringen sie diese Woche, verteilen Übungsbälle und sammeln neue Geschichten für das nächste Jahr.
Es ist die Las-Vegas-Woche auf der PGA Tour und es ist Halloween.
„FÜR UNS GIBT ES IN DIESEM PROZESS KEINEN ANFANG UND KEIN ENDE”
- Bill Morgan, SVP Titleist Golfball-F&E
Im hinteren Teil des Spielerumkleideraums im Clubhaus des TPC Summerlin steht an diesem 31. Oktober zur gleichen Zeit Titleist-Tour-Repräsentant Todd Harris zwischen gestapelten Kartons, die jeweils mit weißem Klebeband gesichert sind. Er zieht ein kleines Messer aus der Gesäßtasche, schneidet einen Karton auf und holt eine schlichte weiße Dutzend-Ballpackung heraus. Diese Schachteln sind unbedruckt, „unkostümiert“ und doch voll „Süßem“.
In der Golfballgeschichte markiert dieser eigentlich unspektakuläre Moment das offizielle Debüt der 2017er Modelle des Pro V1 und Pro V1x auf der PGA Tour. Tourspieler fiebern dem Moment entgegen, die neuen Golfbälle vor allen anderen zu spielen - damit gleicht dieser 31. Oktober 2016 mehr einem 25. Dezember.
Ein solches Ereignis findet nur alle zwei Jahre statt und hat für verschiedene Menschen unterschiedliche Bedeutung. An der Ostküste des Landes zum Beispiel, dem weltweiten Hauptsitz der Acushnet Company, diskutiert Bill Morgan, Senior Vice President der F & E von Titleist-Golfbällen in seinem Büro mit seinem Teams bereits die möglichen neuen Entwicklungen für 2019 oder gar vielleicht für 2021.
„Für uns gibt es in diesem Prozess keinen Anfang und kein Ende", sagt Morgan. „Wir haben da etwas, an dem wir seit 2015 arbeiten. Das kann das neue Produkt werden, muss aber nicht. Ich weiß es momentan selbst nicht. Aber wenn es so weit ist, werde ich es sagen."
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ie Tür zum Umkleideraum im TPC Summerlin öffnet sich. Billy Horschel kommt herein. Reisetasche in der Hand, Sonnenbrille ins Polohemd geklemmt. Horschel geht zum Spind mit seinem Namen und öffnet ihn. Im Inneren gibt es ein paar Kleiderbügel, einen Karton FootJoy-Golfschuhe, einen gegen die Rückwand gelehnten Putter. Auf einem Regalboden stehen zwei weiße Schachteln mit Golfbällen.
Todd Harris Kopf ist über einem gefalteten Blatt Papier geneigt, auf das er Notizen schreibt. Horschel kommt aus der Ecke.
„Welcher ist der mit dem schwarzen Dreieck?", fragt Horschel. „Sag, mir dass das die dem schwarzen Dreieck sind."
Acht Monate zuvor hatte Horschel während einer Übungsrunde bei der WGC-Cadillac-Championship im Doral einen Golfball geschlagen, der nur mit einem kleinen schwarzen Quadrat markiert war. Ein zweiter Ball, nur mit einem schwarzen Dreieck markiert, lag 30 cm entfernt. Fordie Pitts, Tour-Berater aus der Golfball-F & E, stand an der Seite mit ein paar weißen Schachteln unterm Arm und beobachtete aufmerksam, wie Horschel das schwarze Quadrat auf dem dritten Fairway des Dorals himmelwärts schickte. Dann legte sich Horschel den Ball mit dem schwarzen Dreieck seinem 5er Eisen in Position. Thwack. Ein weiterer Schlag. Er wartete auf Pitts und zusammen gingen sie das Fairway hinunter. Rund 35 Meter vor dem Grün blieben sie stehen und Pitts ließ zwei Golfbälle auf den Boden fallen. Einen mit einem schwarzen Quadrat und einen mit schwarzem Dreieck. Er bat Horschel, mit jedem Ball einen Pitch zu machen und warf ihm anschließend noch ein paar weitere zu.
Das wiederholte sich noch ein paar Loch lang. Horschel machte mit beiden Prototypen verschiedene Schläge und gab Pitts sein Feedback im Hinblick auf Distanz, Flug, Spin und Gefühl.
In den ersten sieben Monaten des Jahres 2016 verbrachten Pitts und sein Kollege Jeff Beyers viele ihrer Montage, Dienstage und Mittwoche in dieser Art und testeten mit den Tour-Pros während der Übungsrunden bei den PGA-Turnieren eine Vielzahl von Prototypen auf ein paar Bahnen, die meisten von ihnen nur mit einem Quadrat oder einem Dreieck in drei verschiedenen Farben markiert: Schwarz, Grau und Weiß.
Während des gleichen Zeitraums hat Frederick Waddell, Senior Manager im Titleist Golfball Produktmanagement, sechs verschiedene Doppelblind-Prototypen-Tests mit mehr als 12.000 Mitgliedern von „Team Titleist“, der Titleist-Community von begeisterten Golfern und Markenfans, durchgeführt. An sie wurden die gleichen weißen Schachteln und Bälle mit den gleichen Quadraten und Dreiecken verschickt, die auch von den Tourspielern getestet wurden. Die Community-Mitgleider erhielten eine Anleitung, wie sie die beiden Bälle nebeneinander testen sollten. Die Ergebnisse wurden in einer online-Befragung ermittelt.
„Ich habe beide Bälle gespielt, bis ich sie verlor", schrieb ein „Team Titleist"-Mitglied am Ende der Umfrage. „Beide sind großartig, aber der Dreieck-Ball ist der beste Ball, den ich je geschlagen habe. Ich schlug einen Snap-Hook ins Aus, er traf die Straße und sprang weg. Nach der Runde ging ich zurück, suchte und fand den Ball, da es mein letzter war. Am nächsten Tag teete ich ihn auf und schoss eine 68. Ich bin gespannt, ob Sie diesen Ball herausbringen werden, und wenn nicht, welcher Ihrer Bälle dann diesem am ähnlichsten sein wird."
„DER BALL MIT DEM DREIECK IST DER BESTE, DEN ICH JE GESCHLAGEN HABE”
- Team Titleist-Mitglied
Im Titleist Performance Institute in Oceanside, Kalifornien, testete während der Woche der Farmers Insurance Open 2016 Jimmy Walker erstmals die Prototypen mit den Quadraten und Dreiecken.
Adam Scott fuhr ebenfalls im Februar ins Titleist-Performance-Institut und testete die Prototypen über eine Stunde lang auf der Range mit TrackMan-Aufzeichnung, bevor er zum Kurzspielbereich ging, wo er, wie er es nannte, „vollere Wedgeschläge“ machte (90 Meter mit seinem Vokey SM6 54°) und dann Pitches aus 45 bis 55 Metern.
Während einer Übungsrunde beim Waste Management Phoenix Open johlten die Fans, als Pitts in der Mitte der zweiten Bahn auf dem Stadionkurs des TPC Scottsdale stand und ein paar Prototypen mit Quadraten und Dreiecken zu Rickie Fowler warf.
Nach nur wenigen Löchern im Doral war Kevin Kisner voll auf das Dreieck abgefahren. „Während der nächsten paar Monate ereignete es sich viele Male, dass jemand bei mir vorbeikam und ‚Dreieck’, ‚Dreieck’, ‚Dreieck!’ sagte“, erzählt Pitts. „Ich drehte mich um und es war Kevin". „Wann kann ich das Dreieck spielen, Fordie?", fragte er.
Ein internes Dokument mit dem Titel „Acushnet Company R & D Test Results" vom 9. März 2016 enthält unter der Überschrift „2017 Pro V1 Prototype" die folgenden verkürzten Notizen zu Kisners Rückmeldung: „Der mit dem Dreieck flog großartig und weit!!! Das fühlte sich 20 Meter länger an als mit meinem Ball. Der mit dem Dreieck fühlte sich auch mit den Eisen gut an und ich habe ihn an den Stock geschlagen. Fühlt sich gut an. Sogar bei einem Fehlschlag. Ich habe auf dem Par 3 (4. Loch) einen gemacht, der hätte ins Wasser gehen müssen, aber er flog weit genug, um trocken zu bleiben - ich mag den mit dem Dreieck."
Jordan Spieths erste Begegnung mit den frühen Prototypen war während der Players Championship. Spieth ging mit Pitts auf die Bahnen 2 bis 4 auf dem TPC Sawgrass und testete ein schwarzes Quadrat und ein schwarzes Dreieck.
„ICH SCHÄTZE MICH SEHR GLÜCKLICH, DASS SICH DAS TEAM DER F & E SO EINSETZT UND HIER RAUSKOMMt."
- Jordan Spieth
„Das ist einzigartig und kostet Zeit", sagte Spieth über den Prototypen-Testprozess. „Sie sind sehr geduldig. Man macht Schläge in einer Übungsrunde vor einem Turnier. Man spielt also einen Platz in Tour-Qualität und unter Tour-Bedingungen und man sieht die Unterschiede mit dem Driver, den Eisen und den Wedges besser als man es möglicherweise zuhause täte. Ich bin sehr glücklich, dass die bei der F & E so engagiert sind und hierher kommen und uns testen lassen, wenn wir diese Übungsrunden vor einem Tour-Event spielen. Das ist sehr, sehr hilfreich für uns und ich denke, es ist auch sehr hilfreich für Titleist."
Sechs Monate später gewann Spieth die Australien Open 2017, als er den Pro V1x zum ersten Mal im Turnier spielte. Es folgten drei Top-10-Platzierungen hintereinander und ein Sieg beim AT & T Pebble Beach Pro-Am. Das schwarze Dreieck war, wie sich herausstellte, ein enger Cousin des Pro V1x 2017.
Gute Nachrichten für Billy Horschel.
Vom ersten Tee des TPC River Highlands führt ein Weg von ca 13 Metern durch die Hintertür des Clubhauses ins Souterrain des Gebäudes. Dort verbrachten in einem Eckzimmer die Mitglieder des Titleist Golfball F & E-Teams den Dienstag der Traveller Championship 2015. Sie saßen an einem Tisch mit Styropor-Kaffeetassen, Wasserflaschen, Notizblöcken und Stiften und sprachen mit PGA-Tourspielern über Golfbälle. Vor allem über den Pro V1 und Pro V1x. Eine Videokamera lief mit.
Damals im Sommer, als die 2015er Modelle des Pro V1 und Pro V1x gerade einmal sechs Monate alt waren, zeichnete das Titleist F & E-Team über 50 Stunden mit Fokusgruppen auf und mit rund 100 Spielern der PGA Tour, European Tour, LPGA, Web.Com und Champions Tour sowie mit Amateurgolfern und Mitgliedern von Team Titleist. Alles war vertreten, von großen Champions bis zu Amateuren mit zweistelligen Handicaps.
Es gab da einen besonderen Moment an diesem Dienstag in Connecticut. Zumindest für Doug Jones, einen Projektmanager aus dem Golfball-F & E-Team, der über 20 Jahre Tour-Golfbälle bei Titleist entwickelt hatte.
Während der Nachmittagssitzung mit Troy Merritt, Zac Blair und Luke Guthrie stellte Matt Hogge, zuständig für Produktimplementierung, folgende Frage:
„Wenn du den Golfball, den du gerade spielst, verändern könntest, was würdest du gerne haben wollen?"
Merritts Antwort kam prompt: „Mehr Birdies, das wäre schön." Blair kicherte und nickte zustimmend
„WENN DU DEN GOLFBALL, DEN DU GERADE SPIELST, VERÄNDERN KÖNNTEST, WAS WÜRDEST DU GERNE HABEN WOLLEN?"
- Matt Hogge, Leiter Produktimplementierung
Merritt fuhr fort: „Ich bin mit dem Ball sehr glücklich (Pro V1 2015). Entfernung ist kein so großes Thema für mich. Ich weiß, dass ich nicht der Längste bin, also konzentriere ich mich auf meinen Stärken, das heißt, den Ball gut ins Spiel zu bringen, ihn in die Nähe des Grüns zu schlagen und dann ein „Up and down“ spielen. Bei den Plätzen, die wir in diesen Tagen spielen, könnten fünf Meter mehr vom Tee ganz nett sein, aber ich bin nicht auf der Suche nach 20 Metern mehr vom Tee, das wäre nicht realistisch. Ein bisschen Extra-Länge wäre gut, so lange es nicht zu Lasten der Möglichkeiten geht, Eisen und Wedges an die Fahne nageln zu können.
Hogge: „Fünf Meter extra, das ist alles, was du willst?"
Merritt: „Fünf Meter extra, ja. Wenn ich nicht an anderer Stelle dafür bezahlen muss, wäre das Gold wert."
Später an diesem Abend auf dem Nachhauseweg nach Massachusetts kam Jones im Auto mit einem Gedanken, der schon mehr eine Hypothese war: „Matt, ich glaube, wir haben diese paar extra Meter."
Jones hatte an einer neuen Kernformulierung gearbeitet, die nach vorläufigen Tests eine Kombination aus niedrigerem Spin und höherer Ballgeschwindigkeit bewirkte, zwei Verbesserungen, die normalerweise nicht zusammen auftreten.
„Ob in Fokusgruppen, bei unseren Ballfittings oder bei unseren vielen Umfragen in der „Team Titleist“-Gemeinde - immer wieder haben wir zum Pro V1 das Gleiche gehört", sagte Hogge: ‚Ich würde gerne ein bisschen extra Länge haben wollen, aber es soll immer noch der Pro V1 bleiben. Ich liebe das Gefühl und wie er sich rund ums Grün verhält und auch die Flugkurve ist so, wie ich sie will. Wenn man das alles beibehalten könnte und er so lang wäre wie beispielsweise der Pro V1x, das wäre perfekt.’
„Wer würde nicht mehr Länge haben wollen? Aber der Unterschied zwischen ‚mehr Metern’ und ‚extra Metern’ ist wie Tag und Nacht. Einen Golfball mit mehr Länge machen, ist einfach. Will man aber einen Golfball mit etwas Extra-Länge, aber ohne Abstriche seiner anderen Leistungsmerkmale bauen? Dann wird es kompliziert. Glücklicherweise hatten wir schon einige Testergebnisse, die untermauerten, was Doug sagte. Es ging wirklich nur noch darum, diesen nächsten Schritt zu machen."
„ICH SCHLAGE IHN LÄNGER ALS JE ZUVOR”
- Adam Scott
Etwa 15 Monate später, eine Woche vor der 2016 Australian Open, traf Adam Scott in seinem Haus an der Gold Coast ein und fand eine Sendung mit den aktuellsten Pro V1 2017-Prototypen vor. Er testete sie in der darauffolgenden Woche in seinen Nachmittagsrunden im Sanctuary Cove Golf & Country Club. Am darauffolgenden Donnerstag teete er einen Pro V1 2017 am ersten Abschlag der Australian Open auf.
„Das Bemerkenswerte an dem neuen Pro V1 ist, wie lang er jetzt ist", sagte er damals „Ich schlage ihn länger als je zuvor, aber er gibt mir gleichzeitig das weiche Gefühl der Balata-Bälle, mit denen ich aufgewachsen bin, er fühlt sich unglaublich weich an. Er hat um die Grüns herum einen Klang und einen Spielkomfort, die ich wirklich mag. Ich erhalte kein hartes ‚Klick’, sondern vielmehr dieses weiche, schmelzige Gefühl an der Schlagfläche.“
Während die meisten der Fokusgruppen, die vom Team der Golfball-F & E während des Sommers 2015 durchgeführt wurden, aus drei, vier oder fünf Golfern bestanden und nicht mehr als eine Stunde dauerten, nahm Padraig Harringtons alleinige Sitzung im TPC River Highlands über 70 Minuten in regem Austausch zur Golfball- und Spielerleistung in Anspruch.
Der dreifache Major-Champion war, ebenso wie die Golfballkonstrukteure um ihn herum, absolut fasziniert von der Suche nach ständiger Verbesserung und Leistungsoptimierung.
„Ich möchte wissen, warum Leute den Golfball so schlagen, wie sie es tun", sagte Harrington während des Gespräches nach etwa 20 Minuten. „Ich möchte verstehen, was mich lang macht oder eben weniger lang. Also, wenn ich einen Kerl sehe, der an mir vorbeihaut, möchte ich wissen, liegt es an mehr Geschwindigkeit oder höherer Schlageffizienz."
„DIESE GESCHICHTE HABT IHR NOCH NICHT GEHÖRT..."
- Padraig Harrington
Fünfundzwanzig Minuten später lehnt sich Harrington nach vorne und legt seine Handflächen auf den Tisch. Als er sich das Band anschaut, kann man geradezu sehen, wie sich eine Erinnerung in seinem Kopf breit mach und er unterbricht die hoch technische Diskussion. „Diese Geschichte habe ihr noch nicht gehört ...", sagt er grinsend.
Als sich am späten Sonntagnachmittag bei der Open-Championship 2007 in Carnoustie abzeichnete, dass es zu einem Playoff zwischen Harrington und Sergio Garcia kommen würde, lagen die Nerven von Harringtons Caddy Ronald Flood blank. Ihm fehlten zwei Sleeves Pro V1x.
Er hatte sie am Morgen seinem Vater, der unter den Zuschauern war, zur Aufbewahrung gegeben, da er die Tasche seines Bosses so leicht wie möglich halten wollte. Die zwei Sleeves waren die Reserve, für den Fall, dass Harrington sie für das 4-Loch-Playoff benötigen würde. „Offensichtlich", sagte Harrington, „hatte er richtig gedacht."
Doch als Flood sie rund 5 Stunden später an sich nehmen wollte, inmitten des Chaos der Fans, die wieder auf den Platz eilten, um sich einen Platz am ersten Tee zu ergattern, waren sein Vater und die Bälle unauffindbar.
Harrington schickte seinen Manager Adrian Mitchell durch das Gewühl in den Carnoustie Pro Shop. Mitchell kam mit zwei Dreiballschachteln Pro V1x in den Händen heraus.
„Das wahrscheinlich Beste an Titleist ist, dass das, was wir auf der Tour spielen, genau das ist, was man im Laden bekommt", sagte Harrington. „Ich teete also auf dem ersten Playoff-Loch der Open einen Titleist Pro V1x mit dem Carnoustie-Clublogo auf."
Erst dann fand Flood seinen Vater. Vier Löcher später wurde Harrington die Claret-Jug überreicht, die auf diese sechs nun denkwürdigen Golfbälle folgte.
„Diese Geschichte erzählt etwas über das Wesen der Marke Titleist", sagt Waddell, als er sich ein Jahr später in seinem Büro die Bandaufzeichnungen ansieht. „Konstanz und Leistung gehen Hand in Hand. Das Letzte, worüber sich ein Golfer Sorgen machen muss, wenn er einen neuen Golfball aufteet, ist, ober sich so verhalten wird wie der letzte."
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er Country Club von New Bedford, ein klassischer Donald-Ross-Platz, befindet sich direkt an der Route 6 in North Dartmouth, Massachusetts, in einem Gewerbegebiet. Man sieht ihn auf dem Weg zur Titleist-Werk Nummer 3 welches keine 15 Minuten entfernt liegt
Es war an einem Sonntag 1930 im Country Club New Bedford. Phil Young, Eigentümer der nahegelegenen Acushnet Process Company, einer Gummiverarbeitung hatte gerade ein Spiel verloren, weil er den letzten kurzen Putt nicht lochte. Young, ein begeisterter Golfer, hatte an diesem Tag viele Schwünge gemacht, die widersprüchliche und verwirrende Resultate erzeugten. Er kam allmählich zu der Überzeugung, dass das Problem nicht in seinem Schwung zu suchen sei, sondern im Ball. Als er mit seinem Spielpartner Dr. Bonner nach der Runde im Clubhaus saß, sagte er immer wieder, das Problem sei sein Golfball gewesen, etwas stimme mit dem Ball nicht.
Sie gingen mit dem Golfball ins Krankenhaus. Es traf sich, dass Dr. Bonner der Leiter der Röntgenabteilung im St. Luke's Hospital war, keine drei Meilen vom Club entfernt. Sie legten den Ball auf den Röntgentisch. Die Aufnahme zeigte eindeutig, dass der Ballkern nicht mittig saß, ein Herstellungsfehler, der dazu geführt hatte, dass der Ball unberechenbar flog und rollte. Röntgenaufnahmen etlicher weiterer Marken und Bälle, die sie am Nachmittag im Pro-Shop kauften, zeigten ähnliche Ergebnisse – uneinheitlich große und nicht mittig sitzende Kerne.
Es herrschte die Weltwirtschaftskrise und im Golfsport der Hype um Bobby Jones, der den Grand Slam gewonnen hatte. Man dachte, dass Golfbälle so gut waren, wie es eben nur ging. Zu dieser Zeit beschloss Young ins Golfballgeschäft einzusteigen. Er überzeugte seinen ehemaligen MIT-Studienkollegen und Chemie-Ingenieur Fred Bommer, der bereits Erfahrung in der Golfball-Produktion hatte, sich mit ihm zusammenzutun.
„Phil Young wusste, dass er durch die Umsetzung eines besseren Design- und Fertigungsprozesses einen neuen Maßstab in Golfball-Leistung und -Qualität setzen konnte", sagt Bill Frye, Senior Vizepräsident der Golfballfertigung bei Titleist „Das sind die Werte im Streben nach Innovation, Spitzentechnologie und Prozess-Exzellenz, die unsere Leute in den vergangenen 80 Jahre inspiriert und beflügelt haben."
Der erste Titleist 1935 war eine Revolution - sowohl in der Golfball-Entwicklung als auch in der Leistung. Damals waren Golfbälle dreiteilig und bestanden aus einem festen oder flüssigen Kern, einer Gummiwicklung und der Schale. Der neue Titleist hatte einen Flüssigkern, der rund 40 Prozent kleiner war, was den Kern insgesamt deutlich größer machte.
Zur Herstellung des Kerns arbeiteten Young und Bommer mit einem patentierten Wickelmuster eines elastischen Gummifadens. Es erzielte sowohl eine hohe Kompression als auch eine verbesserte Haftung zwischen dem gewickelten Kern und der Schale. Sie erfanden auch ein neues Verfahren, das in der Folge jahrzehntelang verwendet wurde: Der Flüssigkern wurde zunächst eingefroren und blieb daher während des Wicklungsprozesses perfekt rund. Dadurch konnte noch enger gewickelt werden – das hatte den damals schnellsten Golfballmotor zur Folge.
Am Ende gab es stets ein Röntgenbild, eine Qualitätskontrolle, die Teil der Vision von Young war und bis heute Praxis ist. Jeder einzelne Pro V1 und Pro V1x wird geröntgt, bevor er verpackt wird. Das ist die letzte von mehr als 90 Produkt- und Qualitätsprüfungen (Für den Pro V1x mit Dualkern sind es sogar 120), die während der Fertigung durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass jeder einzelne Golfball die gleiche Leistung liefert, egal, ob er zum Spind eines PGA Tourspielers oder in den Pro Shop des Country Club New Bedford geliefert wird.
„Phil Young hatte sich der Aufgabe verschrieben, den besten Golfball der Welt zu machen", sagt Dan Gendreau, Leiter der Titleist Golfballfertigung. „Er entschied sich, das hier im Umkreis von New Bedford zu tun. Die hohe Arbeitsmoral und Ethik, die Young vor 85 Jahren in das Unternehmen einbrachte, zeigen unsere Mitarbeiter bis heute."
Gendreau, der die Fertigung im Werk 3 beaufsichtigt, arbeitet seit 30 Jahren für das Unternehmen. Das ist ebenso beeindruckend wie für Titleist-Mitarbeiter normal.
„Überlegt man, was uns im Laufe der Jahre erfolgreich gemacht hat und uns von der Konkurrenz unterscheidet", sagt Gendreau, „so ist es, dass wir ausschließlich Titleist-Golfbälle in Titleist-Spezifikationen in Titleist-Produktionsstätten und mit Titleist-Mitarbeitern machen. Gerade den letzten Punkt kann ich nicht stark genug betonen. Es ist eine Fülle an Wissen, das sich über Generationen von Familien, die bei Acushnet beschäftigt sind, angesammelt hat. Das durchschnittliche Dienstalter unserer Mitarbeiter liegt bei 21 Beschäftigungsjahren."
Gendreaus älteste Mitarbeiter begannen 1965 für das Unternehmen zu arbeiten (Das sind 52 Firmenjahre). Eine von ihnen, Diane Medeiros, verbrachte ihre ersten 35 Jahre mit der Wicklung von Golfbällen. Dann kam der Pro V1.
Die F & E für Golfbälle befindet sich im Erdgesschoss des Firmensitzes. Hier haben aufgrund der streng vertraulichen Art der Arbeit nur speziell Autorisierte Zutritt. Darüber hinaus kann man sich hier sehr leicht verlaufen. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein alltägliches Büro, ein großes Zimmer mit Büros, Kabinen, Wasserspendern und Kaffeemaschinen. Geht man jedoch um eine der Ecken, tun sich Winkel mit Wunderlichem und Erstaunlichem auf und Räume, die man da nicht erwartet hat.
Da gibt es Chemielabore, die aussehen als seien sie aus „CSI“. Oder Räume, die eine kleine Titleist Ball-Anlage darstellen, mit einigen Maschinen, die wie Golfball-Produktionsanlagen aussehen und anderen, die man der NASA zuordnen würde. Es gibt eine Maschinenwerkstatt, in der Techniker nicht nur die Maschinen zur Ballproduktion bauen und warten, sondern auch die Maschinen, die die Bälle testen (so z.B. der brandneue Titleist-Kurzspiel-Roboter, der liebevoll "Black Widow" genannt wird). Es gibt einen Haltbarkeits-Prüfraum, in dem Schallschutzkopfhörer obligatorisch sind, um den hohen Geräuschpegel durch Golfbälle, die bei hohen Geschwindigkeiten wiederholt gegen Metallplatten gefeuert werden, zu dämpfen. Innerhalb einer eingegrenzten Schlagkabine gibt es einen mechanischen Golfer und einen Launchmonitor, beide von der F & E konstruiert, sowie ein weiteres komplett selbst entwickeltes Gerät, das sicherstellt, dass die Daten des Launchmonitors stimmen.
„WIR STELLEN ETWAS NUR DANN VOR, WENN ES BEWIESEN HAT, DASS ES EINE ECHTE VERBESSERUNG DARSTELLT."
- Matt Hogge, Leiter Produktimplementierung
Golfbälle gibt es überall. Teile von Golfbällen, Golfballstücke. Auch Menschen. Rund 80 Mitarbeiter bilden das Titleist Golfball-F & E-Team, darunter Chemieingenieure, Mathematiker, Materialwissenschaftler und Physiker. Es gibt auch buchstäblich einen Raketenwissenschaftler.
Mike Madson, Master in Maschinenbau und angewandter Statistik, ist der Abteilungsleiter für Aerodynamik und Werkzeugbau. Ein Gang zu seinem Arbeitsbereich bietet einen kleinen Einblick in den gesamten F & E-Prozess.
Mindestens ein Dutzend Ausdrucke von Golfball-Dimplemustern sind an die Wand geheftet. Innerhalb jedes Musters sind die Grübchen farbcodiert und geben einen Überblick des gesamten Dimple-Layouts und der Anzahl verschiedener Dimplegrößen. Auf seinem Computerbildschirm ist ein 3-D-Modell eines Golfballs, der Dimple in Vergrößerung zeigt.
Seit drei Produktgenerationen wurden in diesem Jahr zum ersten Mal der neue Pro V1 als auch der Pro V1x mit neuen Dimplemustern eingeführt. Das Resultat – einfach ausgedrückt - bedeutet, die Verbesserungen heben die aerodynamische Konstanz beider Modelle auf ein neues Level.
„Was ich sofort bemerkt habe, ist der verbesserte Flug. Er hält seine Richtung bei Seitenwind", sagte Jordan Spieth im vergangenen November nach dem Sieg der Australian Open, wo er den neuen Pro V1x zum ersten Mal eingesetzt hatte. „Ein paar schlecht getroffene Schläge, die aus der Richtung waren, blieben näher am Fairway oder näher am Grün, was mir erlaubte, Par zu retten, wo ich sonst vielleicht in Schwierigkeiten gewesen wäre."
Während des Pro Ams bei der Australian Open spielte Adam Scott den Pro V1 2017 zum ersten Mal im Wettbewerb und schlug mit Rückenwind einen 360-Yard-Drive auf der 15 des Royal Sydney Golf Clubs.
„Ich habe ihn gerade ein bisschen höher starten lassen und ich konnte gar nicht glauben, wie weit er ging", sagte er.
Drei Löcher später, auf der 18, mit dem Wind direkt im Gesicht, schlug Scott seinen Drive 295 Yards in die Mitte des Fairways.
„Ich habe einen etwas flacheren Ball geschlagen und der Wind hat ihm einfach nichts ausgemacht. Die Vielseitigkeit und dass man in der Lage ist, den Ball wirklich zu kontrollieren, dass ich weiß, was passieren wird, wenn ich diesen Schwung mache – das ist ein sehr schönes Gefühl, wenn man am Abschlag steht.“
Madson schätzt, dass mehr als 80 Dimplemuster während des Entwicklungsprozesses für den Pro V1 und Pro V1x 2017 ausgewertet wurden, wobei das „Auswerten“ in diesem Zusammenhang noch näher beleuchtet werden muss.
„Wenn Mike sich für etwas begeistern soll, muss es seine Benchmark übertreffen. Und diese Benchmark sind der Pro V1 und Pro V1x", sagte Hogge. „Wir werden nicht etwas Neues vorstellen, es sei denn, es stellt eine echte, erkennbare Verbesserung dar. Und das braucht Zeit. ‚Das Bessere’ braucht Zeit."
Es beginnt am Computer. Madson, der über jahrelange Kenntnisse und Daten verfügt, experimentiert im CAD mit Layouts und Dimplegrößen, während das Gesamtziel jedes Modells klar im Auge behalten wird. „Einige der Muster, die wir anschauten, waren seit 2012 in Arbeit", sagte Madson. Irgendwann landet er bei einem tragfähigen Muster. Als nächstes wird dieses Muster verwendet, um eine "Familie" von Mustern zu schaffen. Jedes Muster in dieser Familie hat das gleiche Gesamtlayout und die gleichen Dimplegrößen, variiert werden aber zum Beispiel die Tiefe der Dimple und/oder die Winkel der Kanten.
Die Entwürfe werden dann zum Titleist-Werkzeugteam gegeben, welches nach dieser Vorgabe die ersten Dimple-Gussformen herstellt. Dieser Prozess beginnt in einem unscheinbaren Gebäude nur einen kurzen Weg vom Titleist-Hauptsitz entfernt. Dort werden unter fliegenden Funken und dem Geruch von brennendem Metall alle Hohlraumformen für die Urethan-Elastomerschalen des Pro V1 und Pro V1x hergestellt sowie für alle Prototypen, die die F & E für diese Modelle entwickelt. Auch die Formen für alle anderen Titleist-Golfbälle werden hier gemacht.
„Ich kann an meinem Schreibtisch in der F & E an einem neuen Muster in CAD arbeiten, die Datei über die Straße schicken und 20 Minuten später dort mit den Technikern beginnen, die Einsenkstempel zu bauen", sagt Madson.
Ein „Einsenkstempel“ ist das Werkzeug, mit dem die Hohlraumformen hergestellt werden. Jeder Einsenkstempel wird ebenfalls inhäusig in modernsten Fräsverfahren hergestellt. Einen solchen Prägestempel herzustellen dauert 24 Stunden.
„Es gibt viele Beispiele dafür, dass unsere Teams selbst die Dinge herstellen, die wir dann in der Produktion benötigen.", sagt Waddell. „Allein in unserem Werk 3 werden Zehntausende von Golfball-Hohlraumformen für den Urethan-Guss für die Pro V1 und Pro V1x benötigt. Und alle müssen 100% exakt gleich sein. Wenn man nicht die Kontrolle über jeden Schritt des Herstellungsprozesses hat, ist die Homogenität des Endproduktes immer fraglich."
Sobald die Prototypen produziert sind, durchlaufen sie eine Reihe von umfangreichen aerodynamischen Tests innerhalb der "ITR", einem Indoor-Test-Bereich im Inneren von Titleists Anlage für Logo-Golfbälle. Man findet die Räume nur mit einer Karte, so versteckt sind sie. Sobald diese Tests abgeschlossen sind, werden die gleichen Tests zwei weitere Male wiederholt.
„Man kann eine Menge an Tests drinnen machen, aber das muss sich alles draußen bestätigen, denn Golf wird draußen gespielt“, sagt Hogge. „Sobald der erste Screening-Prozess abgeschlossen ist, tauchen wir tiefer ein und arbeiten iterativ an diesen Grunddesigns. Wenn wir denken, dass wir etwas haben, binden wir es in Konstruktionen ein, an denen unsere anderen Teams gearbeitet haben, und dann beginnen wir, draußen zu schlagen."
„Draußen“, das ist im Ort Acushnet einmal die Straße hinunter zur Manchester Lane Test Facility und das ist auch im Titleist Performance Institute in Oceanside, Kalifornien, wo Roboter-Golfer jeden Prototypen testen. Sie liefern aufgrund der exakten Wiederholbarkeit Daten, wie es selbst die besten Schwünge der Welt nicht können. Im Robotertest werden Variablen, wie die Art und Weise, wie ein Golfball geschlagen wird, eliminiert. Das liefert Ergebnisse, mit denen sich die relative Leistung der verschiedenen Produkte wirklich messen lässt. Was als Prototyp diese Tests übersteht, hat gute Chancen, es in eine weiße Box zu schaffen. Von da an wird von Spielern getestet.
Die Driving Range des TPC Summerlin sieht heute nicht anders aus als in der Woche des Invensys Classic 2000 in Las Vegas, vor inzwischen mehr als 16 Jahren. Hier wurde am Montag, dem 9. Oktober 2000 der Original-Pro-V1-Golfball in weißen Schachteln den PGA Tour-Spielern erstmals zur Verfügung gestellt.
In den Monaten vor diesem Ereignis führten die Titleist Golfball-F & E-Teams sowie die Führungsmannschaften das durch, was als „der Marsch der 100 Männer“ bekannt wurde. Ziel war, den Pro V1-Prototypen mit mindestens 100 Tour Profis zu testen. Sie begleiteten viele Spieler in den Turnier-Übungsrunden und baten sie, Schläge parallel zu ihrem aktuellen Modell (höchstwahrscheinlich ein Titleist Professional oder Titleist Tour Balata) zu machen und ihr Feedback zu geben.
Die Bewertungen waren vielversprechend. Dennoch blieben die Erwartungen am Titleist-Hauptsitz bescheiden. Mac Fritz, Senior Vice President der Tour Promotion für Titleist, wurde beauftragt, die Golfball-Bestellungen für das Invensys Classic für den Pro V1 entgegenzunehmen, der in dieser Woche auf die Liste der USGA-konformen Bälle kommen sollte. Er nahm etwa 60 Dutzend Pro V1 mit. Das würde reichen, wenn etwa 20 - 25 Spieler auf den neuen Ball wechseln würden, dachte er.
„Ich habe mit der Prognose rund 50 Prozent daneben gelegen", sagte Fritz. Am Dienstag Nachmittag in Vegas war der Name publik und der Vorrat aufgebraucht.
„Die Spieler kamen in die Garderobe und sagten: ‚Hey, ich werde diese Woche definitiv Pro V1 spielen’, und ich sagte: ‚OK, gut, warte eine Sekunde’ ", sagte Fritz.
„Dann ging ich zu zwei anderen Spielern, denen ich schon Dutzend-Boxen gegeben hatte und nahm mir von jedem von ihnen ein paar Dreiball-Schachteln. Wir hatten Jungs, die mit halbleeren Ballschachteln aufs erste Tee gegangen sind."
Fritz hielt sich von Davis Love III fern, der seinen Vorrat gut bewachte. „Ich erinnere mich an einen Spieler, der eine andere Marke spielte, der versuchte, mir welche auf der Range aus meiner Tasche zu klauen, so viel Wirbel war um den Ball“, sagte Love.
Rund drei Monate zuvor bestieg Fritz ein Flugzeug mit einer weißen Schachtel mit 12 Prototypen in seinem Handgepäck und einer sehr klaren Bitte seitens der Golfball-F & E: „Bitte alle zwölf wieder zurück bringen.“ Fritz und ein paar Mitglieder des Golfball-F & E-Teams, darunter Fordie Pitts, waren auf dem Weg nach Sea Island, um den neuen Ball Davis Love vorzustellen und einige ausgiebige Tests auf dem Platz durchzuführen.
Sie trafen sich im Ocean Forest Golf Club in der Nähe von Loves Haus auf St. Simons Island. Auf dem Platz verweilte Love in der Nähe eines Grüns, um die Kurzspieleigenschaften zu testen, vor allem bei der Art von Flop-Shots, die er gerne schlug. Schließlich waren sie auf einem Loch, das etwa 310 Meter vom Tee entfernt ein Graben kreuzte. Fritz ging zum Ende des Fairways, etwa 270 Meter weit. Pitts blieb mit Love am Abschlag, der einen Titleist 975D 6.5° aus seiner Tasche zog.
„Ich sagte zu Fordie, er solle seine rechte Hand heben, wenn Davis seinen aktuellen Ball (Titleist Professional) schlage und die linke Hand für den Pro V1", erzählte Fritz. „Ich erinnere mich, dass die Pro V1 am Ende des Fairways zu meinen Füßen rollten. Die Professionals kamen nicht so weit."
Es herrschte leichter Gegenwind. Love teete den Ball niedrig auf und machte seinen „in den Wind“-Schlag. Das war ein Schlag, den Love mit dem Professional gewohnt war, der dem Ball Spin wegnahm, um eine maximale Länge zu erzielen.
Nach etwa sechs Schlägen mit jedem Ball, schlug Pitts vor, er solle doch den Pro V1 einmal hoch aufteen: „Tee it high and let it fly“. Pitts hob seine linke Hand und sah dann den Pro V1 über Fritzs Kopf in den Graben segeln. Als nächstes grub sich Love durch den Schlamm, um zu suchen, was dann der erste verlorene Pro V1 wurde.
Fritz kehrte also mit 11 Golfbällen nach Hause zurück. Und Love kehrte am nächsten Tag mit seinem Sohn Dru zurück, um noch einmal den Zwölften zu suchen.
„Wir haben alle gesucht", sagte Love. „Es war eine aufregende Zeit. Wir wussten, die hatten da etwas, das würde unser Spiel verändern, und das ist immer spannend."
Drei Monate später, als der Pro V1 in Vegas eingeführt wurde, war Love einer von insgesamt 47 Spielern, die ihn sofort im Spiel einsetzten, als Fritz das Beste aus seinem begrenzten Vorrat gemacht hatte. Bis heute gab es bei einem PGA Tour-Event keinen größeren Ausrüstungswechsel als damals.
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s ist 7 Uhr am Mittwochmorgen bei der Shriners Hospital for Children Open 2016, kurz vor dem Beginn des Pro-Am-Turniers. Jimmy Walkers Caddy Andy Sanders geht zum 10. Tee, nimmt die Tasche vom Rücken und stellt sie auf den Boden. Er greift in eine Seitentasche, wo ein paar weiße Dreiballschachteln mit den Pro V1x Modellen 2017 sind.
Einen Tag zuvor hatte Fordie Pitts Jimmy Walker auf der Trainingsrunde mit dem finalen Prototypen begleitet. Nach mehr als einem Jahr an Tests und Feedback und Hunderten von Schlägen mit nicht identifizierten Prototypen war dieser Ball nun bereits mit dem Titleist-Logo, der Spielnummer und dem Pro V1x-Schriftzug ausgestattet. Ein paar Loch später, nachdem Walker seinen zweiten Schlag auf einem Par-5 auf etwa 4 Meter an die Fahne geschlagen hatte, sah er Pitts an und nickte. Das war die Bastätigung, dass er den Ball am Donnerstag spielen würde.
Zur ungefähr gleichen Zeit erhielt der Finanzdienstleister Ben Clabaugh, der so viel Golf spielt, wie er kann, etwa 20 Meilen auf der anderen Seite des Vegas Strip Post in Form eines kleinen Kartons. Darin fand er eine schlichte weiße Dreiballschachtel mit drei Titleist-Golfbällen mit einer schwarzen Spielnummer und dem Stempel „TEST" zusammen mit einem Schreiben der Titleist F & E-Abteilung, die ihn ermutigte, diese Golfbälle zusammen mit dem Golfball zu testen, den er am häufigsten spielte.
Mehr als 80.000 Golfer auf der ganzen Welt, alle Mitglieder des Team Titleist, erhielten damals im November ein ähnliches Paket. Obwohl das Anschreiben keine genauen Ziele des Tests verriet, wussten Clabaugh und viele andere Testteilnehmer, dass es sich um das Gleiche handelte, was auf der PGA Tour passierte. Der endgültige Validierungsprozess für die neuen Pro V1 und Pro V1x für 2017 hatte begonnen.
Am nächsten Tag fuhr Clabaugh zum Boulder Creek Golf Club etwas außerhalb von Las Vegas, unweit des Hoover-Damms. Er lud seine Schläger auf einen Wagen, fuhr erst zur Range, schlug ein paar Bälle und dann weiter zum ersten Tee des „El Dorado“-Kurses.
- Ben Clabaugh, Team Titleist-Mitglied
Auf dem ersten Loch, einem Par-5, ließ er auf einen typischen Erster-Schlag-am-Tag-Abschlag ein Holz 3 folgen, das weiter ging als erwartet und gerade vor dem Grün stoppte. „Wirklich, 245 Meter? Hmm", sagte er und blickte zurück zum Fairway. Er pitchte aufs Grün und lochte den Pro V1-Prototypen zum Birdie. Später, auf der 7, einem Par 3 mit leichtem Gegenwind schüttelte Clabaugh gleich nach dem Schlag den Kopf und sagte: „Kurz." Aber der Ball segelte über den rechten Grünbunker und landete im Semirough, 9 Meter von der Fahne entfernt.
„Ich kann nicht glauben, wie lang das Carry war“, sagte er. „Der ist anders."
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s ist früh am Montag Morgen bei der Farmers Insurance Open 2017. Noch ist keiner der Tourspieler in Sicht. Todd Harris im hinteren Teil des Umkleideraums Torrey Pines geht seine Kartonstapel durch. Einer ist anders. Er wird von einem weißen Verpackungsband zusammengehalten.
Wenn Pro V1- und Pro V1x-Golfbälle den Titleist-Hauptsitz in Richtung PGA Tour verlassen, werden sie mit weißem Packungsband versiegelt. Harris kontrolliert jeden Karton, um sicherzustellen, dass das es nicht beschädigt ist. Wäre das weiße Packband auf dem Weg beschädigt worden, würde diese Box zurück nach Massachusetts gehen.
Ein paar Stunden später trifft Billy Horschel in Torrey Pines ein. Er betritt den Umkleideraum, findet den Spind mit seinem Namen darauf und klappt die Tür auf. Darin findet er drei Dutzend Golfbälle. Die Schachtel sind definitiv nicht weiß oder einfarbig. Er nimmt eine von ihnen in die linke Hand und macht ein Foto mit seinem iPhone. Dann twittert er das Bild mit der Nachricht rechts.
Love the new design of the @Titleist boxes and sleeves! #ProV1X #2017 pic.twitter.com/zJSQkxIQJK
— Billy Horschel (@BillyHo_Golf) January 23, 2017
Zwei Tage später betritt Michael Mahoney, Vizepräsident Titleist Golfballmarketing die Bühne des mit mehr als 1.000 Menschen gefüllten „Linda Chapin“-Auditoriums im Orange Country Convention Center auf derPGA Merchandise Show 2017 in Orlando.
„Es ist uns eine außerordentliche Freude, Ihnen heute die neuen Pro V1 und Pro V1x vorzustellen", sagte Mahoney, „Die besten und modernsten Golfbälle, die wir je gemacht haben."
Zur gleichen Zeit finden Golfer die neuen Pro V1 und Pro V1x erstmalig in den Regalen der Golf-Shops im ganzen Land.
In jeder Schachtel sind 12 Golfbälle - das Ende einer Reise und der Beginn einer neuen.