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TECHNOLOGIE: DEBATTE UM GOLFBÄLLE

Die große Golfball-Debatte

Von Melanie Hauser
The GolfObserver.com

Sei es in Zeitschriften, im Fernsehen oder im Gespräch mit Golffreunden, immer wieder taucht ein Diskussionsthema auf: Die modernen Ball- und Schlägertechnologien und ihr Einfluss auf den „Spirit of the Game“.

Aber hat sich schon einmal jemand folgende Gedanken gemacht: Tiger würde auch Guttapercha- oder Featherie-Bälle hinausdonnern und auf sich aufmerksam machen. Das gleiche gilt auch für Vijay, Retief, Ernie oder Annika.

Denn, es sind nicht nur die Bälle. Es sind auch die Spieler. Sie haben sich in noch viel stärkerem Maße verbessert und weiterentwickelt als das Material. Es sind die Stunden im Workout, beim Gewichtheben, beim Laufen und beim Stretching. Es ist auch die Ernährung. Und die Art, wie fokussiert die heutige Generation ist.

Geben Sie diesen Weltklasse-Athleten Persimmon-Driver, lassen Sie sie Blades aus den 40er und 50er Jahren schlagen, drücken Sie ihnen einen  altmodischen Putter in die Hand oder Gene Sarazans altes Mashie... Wetten, sie werden das Spiel immer noch dominieren! Diese Spieler sind eben die Besten der Welt. Geben Sie ihnen ein wenig Zeit, und sie werden mit jeder Situation und jedem Schläger zurecht kommen.

Zugegeben, es würden keine Guttaperchas da sein, die in Pirouetten auf den Greens stoppen, aber dennoch würden sie ihre Birdies spielen. Sie würden Drives zwar nicht Raketen gleich von den Tees schießen, aber seien Sie versichert, sie wären immer noch die Längsten in diesem Spiel.

Sie sehen, es ist alles relativ. Geben Sie einen Nike One oder einen  Titleist Pro V1X  beispielsweise Byron Nelson oder Ben Hogan und auch sie würden damit immer noch unglaubliche Dinge anstellen – eben entsprechend der Standards des 21. Jahrhunderts.

Technik lässt sich nicht rückgängig machen. Ebenso wenig wie sich die heutigen Majors nicht mehr in die gute alte Zeit zurück versetzen lassen. Man hört Gejammer über Plätze, die obsolet wurden aufgrund modernen Materials – viel häufiger sind sie aber deshalb nicht mehr als Austragungsorte aktuell, weil schlicht das Raumangebot fehlt, das man heute benötigt, um ein großes Turnier auszurichten. Die kleineren, älteren Kurse haben häufig einfach nicht den Platz für die heute erforderlichen Bewirtungszelte.

Und was ist mit dem Verlängern altehrwürdiger Plätze? Damit sollten wir lieber erst gar nicht anfangen. Wir sind der Meinung, das Augusta National, so oder so einer der schwersten Tests für jeden Golfer ist – ganz unabhängig davon, wie weit die Spieler driven. Es spielt nur eine geringe Rolle, mit welchem Eisen der Schlag ins Grün erfolgt. Wenn man die Grüns dort nicht kennt und beherrscht wie Jack oder Tiger oder Ben Crenshaw, dann nützt das Treffen allein gar nichts.

Mal ehrlich, macht es wirklich was aus, dass Spieler Drives erzielen, die der Länge von drei Football-Feldern entsprechen? Oder dass die Bälle soviel Drall annehmen, dass sie tanzen?

Daran ist nichts regelwidriges. Das ist Fortschritt. Technologie. Damit gewinnen die Gegner keine Stimmen. Noch nicht, jedenfalls.

Fazit?
Alles was passiert, stimmt mit den “Rules of Golf” überein. Und was sich außerhalb der Regeln bewegt, bleibt auch dort. Ja, manches an Technologie kollidiert mit den Vorschriften – so beim Testen der Schlagflächen von Drivern – aber ist das alles so verdammenswert?  Was wir heute haben, sind bessere Schläger, die für die Spieler besser passen. Man hat nicht mehr nur eine Handvoll passender Schläger zur Auswahl. Heute werden die Schläger gefittet. Und die Bälle gibt es für verschiedene Schwünge und Leistungsklassen. Das ist so schlecht nicht, oder?

Sie können den gleichen Ball spielen wie Tiger oder Vijay, aber das ist es dann auch schon. Diese Athleten spielen auf höchstem Niveau, weil sie einfach großartige Golfspieler sind. Und ihnen ist auch klar, dass Leute wie Greg Norman, Nick Faldo oder andere eine wichtige richtige Idee hatten: fitter zu werden. Lernen Sie, Ihren Körper besser zu verstehen als den Golfschwung. Arbeiten Sie an sich. Und zielen Sie dann genau – bei jedem Schlag. Das wird auch Sie weiterbringen.

Natürlich wäre es interessant zu sehen, was ein Greg Norman in seiner besten Zeit mit heutigen Schlägern angestellt hätte. Er war immerhin 331 Wochen lang der beste Spieler der Welt – und heute? Ist er in der Weltrangliste so präsent wie ein Compaq 286 im Computermarkt...
Aber es wäre sicher auch interessant zu sehen, was ein Weltklasse-Football-Spieler wie Sammy Baugh auf modernen Böden und in heutigen Schuhen vollbringen würde.

Wir haben uns vorwärts bewegt, das tun Generationen nun einmal. Und heute haben wir nun einmal – ja was? Eine Generation von Kids, die sich ein Leben ohne Handys und Laptops gar nicht mehr vorstellen kann. Die keinen Bezug mehr hat zu Zeiten, als Benzin 19 Cent pro Gallone kostete, oder als Fliegen gleichbedeutend war mit einer DC-7, die kleine Vorhänge an den Fensterscheiben hatte, und wo die Flugbegleiter Stewardessen mit weißen Handschuhen waren. Die nicht mehr weiß, dass Jack Nicklaus und Arnold Palmer auf dem Platz rauchten.

Die auch nicht weiß, wie viel Zeit Tiger oder Annika im Fitness-Studio verbringen und dass Vijay für sein intensives Training auf der Range bekannt ist. Die aber sieht, wie Darren Clarke oder Padraig Harrington unglaubliches Golf angesichts höchster persönlicher Anspannung spielen. Die erlebt, wie Annika Damengolf neu definiert.

Nike One. Titleist ProV1. Callaway's HX Tour. Egal. Wir müssen eigentlich gar nicht wissen, welcher Ball weiter fliegt, besser beißt oder der Beste ist. Wir können aber bewundern, was uns die Technik in den vergangenen Jahrzehnten gebracht hat und wissen, dass die Grenzen weiter verschoben, aber letztlich nicht überschritten wurden. Und, wir können die Debatte beenden.
Wieso? Weil, nach allem, geht es gar nicht um die Bälle. Vielmehr geht es um die außergewöhnlichen Spieler, die sie schlagen.

Reprented by Permission of GolfObserver.com. Deutsche Bearbeitung: Stella Herbeck